Annotation |
Neapel im Winter, die schräge Sicht des Tschonnie-Tschenett. (DR) Wer das klassische Krimi-Schema genießen will, kann gleich zu einem anderen Autor gehen. Denn wer einen Lanthaler-Krimi liest, muss sprachlich einiges vertragen, etwa die Liebe zum Unkonkreten, zum Ungenauen, zum Dings, nur dass der Lanthaler eben nicht wie der Haas vom Dings redet. Dazu ist er sich zu gut, außerdem gibt es den Lanthaler-Helden, den Ex-LKW-Fahrer Tschonnie-Tschenett einfach schon länger als den Brenner; wirklich begeistern kann sich der Autor für eine echt gute Pizza und warmherzige Wirtinnen. Die trifft er in dieser Ausgabe zur Genüge: im Jänner 2002 schneit es in Neapel und mitten im Schneegestöber agiert Tschonnie Tschenett, Ex-Matrose, ein Gescheiterter, aber durchaus intelligent. Wer Neapel zu kennen glaubt, muss diesen Krimi lesen: Neapel aus der Sicht seiner Einwohner/innen, zwischen Katholizismus und katholischem Aberglauben und den Machenschaften des organisierten Verbrechens. Das Glossar ist wichtiger Bestandteil des Romans: gefüllt mit Hinweisen auf frühere Tschenett-Romane, hinterlegt mit geschichtlichen Fußnoten und wichtigen Querverweisen - das Gute siegt, besonders wenn Tante Teresa vorher ihren Hexenzirkel befragte. - Für Leser/innen, die Sprachexperimente schätzen, die lineare Erzählungen langweilig finden und bei "Ein Fall für zwei" einschlafen. *bn* Christina Gastager-Repolust |